Thema | November 2023
Essen ist mehr als nur mampfen
Wir sassen als Familie am Tisch, genossen das Mittagessen und erzählten einander, was wir erlebt hatten. Nachdem wir alle fertig gespeist hatten, sagte mein Vater jeweils: «Reiss bitte den Zettel ab!». Ja, an der Wand hing jedes Jahr der Abreisskalender mit den täglichen Impulsen und es war ein ganz normales Ritual, nach dem Essen die Andacht vom Kalenderzettel zu lesen und anschliessend mit einem kurzen Gebet das Mittagessen abzuschliessen.

Wort zum Tag
Für mich gab es den Kalender Wort zum Tag (früher: Evangelischer Brüderfreund) schon immer. Immer ist aber aus meiner persönlichen Perspektive, sehr limitiert, denn wer einen deutlich längeren Lebenshorizont hat, der mag sich eventuell noch an die erste Ausgabe erinnern. Die liegt unterdessen jedoch bereits 85 Jahre zurück! Über all die Jahre bestand die Absicht, durch diese täglichen Inspirationen einen Impuls zur Förderung des Glaubens mitgeben zu können.
Nun hat die Gemeindeleitung entschieden, dass die Publikation dieses Kalenders eingestellt wird. Die einen mögen dies emotionslos zur Kenntnis nehmen, da sie ihn sowieso nicht mehr gelesen haben, für andere mag dies eine herbe Enttäuschung sein und sie werden diese Andachten vermissen. Wie gut, dass Gottes Wort bestehen bleibt auch wenn dieser Kalender zu einem Ende kommt.
Gute Saat
Die Bibel selbst können wir weiterhin in Abschnitten fortlaufend lesen und dabei erst noch die feste Gewissheit haben, dass Gottes Wort nicht ohne Wirkung in unserem Leben bleiben wird. Es ist wie eine Saat, die entsprechend ihre Früchte bringen wird.
Leben ist mehr
Genau dazu ermutigt uns die Bibel selbst. Jesus sagt in Matthäus 4,4: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.»
Irdische Ernährung und geistliche Nahrung werden hier in einem Atemzug genannt. Kann daraus abgeleitet werden, dass, wie wir irdische Nahrung zu uns nehmen, genauso auch die Aufnahme von Gottes Wort selbstverständlich sein sollte? Und könnte eine Andacht nach dem Essen nicht auch eine gute Form sein, dies praktisch umzusetzen und anzuwenden?
Wenn ich über das Leben von Jesus nachdenke, wird mir bewusst, dass Jesus es liebte mit anderen Menschen zusammen zu essen. Er wusste um den hohen Wert des gemeinsamen Essens. Wenn ich diesen Gedanken weiterverfolge, so stellt dies mich aber in der Umkehrung auch vor die Frage, ob ich ebenso den Wert der Gemeinschaft mit Jesus am Tisch erkenne, kenne und schätze? Oder mampfen wir nur an unserem Tisch, putzen das Maul und gehen fort, ohne mit Jesus gesprochen, auf ihn gehört und ihm gedankt zu haben?
Vor Gott zur Ruhe kommen
Geistliche Inspiration vor oder nach dem Essen ist mehr als eine trockene Andacht, die nur auf traditioneller Basis fortgeführt wird. Eine Tischandacht ist ein Gespräch mit Jesus! Er sitzt doch auch bei uns am Tisch und soll ebenso zu Wort kommen dürfen – oder etwa nicht?
Beim Lesen von Gottes Wort haben wir die Möglichkeit, Gottes Reden zu hören und Zeit mit Gott zu verbringen. Wir haben es somit in der Hand, uns von Gottes Reden prägen und für unser Leben immer wieder Orientierung geben zu lassen. Dabei wird mir klar: Es ist meine Verantwortung, wie ich mit dieser Möglichkeit umgehe.
Persönlich bin ich überzeugt, dass schon ein kurzes Bibelwort und Dankgebet nicht wirkungslos bleiben, da es dem biblischen Auftrag entspricht (siehe 5. Mose 6,3-7; 5. Mose 8,10). Es ist doch ähnlich wie beim sportlichen Training. Besser mehrmals in kürzeren Intervallen trainieren als einmal lang und heftig.
Licht für den Weg
Wir sind in einer äusserst privilegierten Lage, dass wir aus einer Vielzahl guter Ressourcen für unsere tägliche geistliche Nahrung wählen können. «Schmeckt und seht» gilt nicht nur für das Essen auf dem Teller, sondern auch für die Vielfalt an geistlicher Nahrung in Form von Andachtsbüchern. Übrigens hat das Bücherladen-Team in Steffisburg aus Beiträgen des früheren Kalenders «Wort zum Tag» ein Andachtsbuch mit dem gleichen Titel zusammengestellt, das dort bezogen werden kann (shop.gfc.ch; 033 439 74 08). Ebenfalls geben sie gerne hilfreiche Tipps weiter, was für deine Situation und Zuhörerschaft eine Hilfe zu geistlichem Wachstum darstellen könnte.

Gott und ich
Wie wir bei unseren leiblichen Mahlzeiten auf eine angepasste und ausgewogene Ernährung achten, so soll es auch in geistlicher Hinsicht sein. Gott will mir persönlich und auch direkt begegnen. Deshalb lese ich aber nicht nur Andachtsbücher oder die Herrenhuter Losungen, sondern immer auch direkt aus der Bibel, denn hier werde ich ausgewogen ernährt. Mit unseren Kindern lesen wir momentan beim Frühstück jeweils einen fortlaufenden Abschnitt aus der YOUBE-Bibel für Einsteiger. Dadurch hören wir auf Gottes Reden in seinem Wort und nehmen es auf wie natürliche Nahrung. Wir erhalten durch die regelmässige Prägung von Gottes Wort ein wachsendes Verständnis für die biblischen Zusammenhänge und antworten Gott im anschliessenden Gebet auf sein Reden und danken ihm dafür.
Kleine Lichter und das grosse Licht
Andachtsbücher sind für mich wie kleine Lichter, die ihr Licht von dem grossen Licht bekommen, das uns mit der Bibel gegeben ist und Jesus selbst in Person ist (Johannes 8,12). So steht in Psalm 119,105 (GNB): Dein Wort ist eine Leuchte für mein Leben, es gibt mir Licht für jeden nächsten Schritt. Dieses Licht brauche ich mehr und mehr, denn ich will persönlich nicht stehenbleiben, sondern Gottes Weisheit entdecken und vorwärtsgehen. Neben diesem grossen Licht von Gottes Wort haben wir das Privileg, auch noch viele kleine Lichter in Form von Andachtsbüchern lesen zu können.
So ist es mir als Familienvater ein Anliegen, dass ich meiner Familie helfe, den Weg zu finden durch das Licht von Gottes Wort. Bei allem steht das ermutigende Psalmwort vor mir (Psalm 78,5-7; NLB): Denn er [Gott] teilte Jakob seine Gebote mit, er gab Israel sein Gesetz und gebot unseren Vorfahren, ihre Kinder dieses Gesetz zu lehren, damit auch die nächste Generation es kenne – die Kinder, die erst noch geboren werden – und es auch an ihre Kinder weitergebe. Sie alle sollen ihre Hoffnung von Neuem auf Gott setzen, seine herrlichen Wunder nicht vergessen und seine Gebote befolgen.
365 gute Aussichten
Wie meine Eltern mit uns die Bibel gelesen haben, so lesen wir die Bibel mit unseren Kindern und haben die Hoffnung und das Vertrauen zu Gott, dass auch sie dies wieder der nachkommenden Generation weitergeben. Viel Ermutigung bekomme ich dazu im siebten Vers, den ich abschliessend auf uns bezogen formuliere: Wir alle sollen unsere Hoffnung von Neuem auf Gott setzen, seine herrlichen Wunder nicht vergessen und seine Gebote befolgen. Da leuchtet Hoffnung auf für jeden Tag im Jahr, weil wir nicht nur mampfen und unsere Bäuche am Tisch vollschlagen, sondern immer wieder unsere Hoffnung auf Gott setzen!