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Thema | März 2023


Zu einem einfachen und verantwortungsvollen Lebensstil finden

Unsere westliche Welt ist wachstumsorientiert. In den Unternehmen sollte der Umsatz stetig steigen und der Gewinn natürlich auch. Persönlich möchten wir unseren Lebensstandard verbessern: Wir wünschen uns mehr Geld und mehr Zeit, um den Aktivitäten nachzugehen, die uns Freude bereiten. Aber ist das wirklich das Ziel unserer Existenz? Wie viel ist «genug»? Hat uns die Bibel dazu etwas zu sagen?



Unendliches Wachstum
Unsere Wirtschaft ist auf stetes Wachstum angelegt: mehr Innovation, mehr Produktion, mehr Gewinn. Damit aber ein solches System funktioniert, muss es mit einem ständig wachsenden Konsum einhergehen: Je mehr Bedürfnisse befriedigt werden müssen, umso mehr wird produziert – und wenn es keine Bedürfnisse gibt, dann müssen sie geschaffen werden. Das ist die Aufgabe des Marketings. So wird der Konsum angeregt und die Produktion kann fortgesetzt werden. Wachstum wird erzeugt. Dieser Kreislauf führt einer konsumorientierten Gesellschaft.

Ein von Begierde getriebener Lebensstil
In einer konsumzentrierten Welt ist alles auf das Vergnügen der Kunden ausgerichtet. Wenn der Kunde Freude erlebt, dann will er mehr davon. Man setzt also auf das Begehren der Menschen: Indem man ihr Begehren stimuliert, kann man sie zum Konsum anregen. Das verschafft Glücksgefühle, und so bringt man sie dazu, sich mehr zu wünschen und dann auch mehr zu konsumieren. Die Begierde ist also das Herzstück einer konsumorientierten Gesellschaft.

Was die Bibel über die Begierde sagt
Aber was lehrt uns die Bibel über das Begehren? Sie ist im Grunde ziemlich radikal, wenn sie über dieses Thema spricht: Galater 5,17 sagt uns, dass die menschliche Natur eigensüchtig ist und das Gegenteil von dem will, was Gottes Geist will. 1.Petrus 2,11 warnt uns eindringlich, dass es das Ziel der Angebote und Verlockungen dieser Welt ist, uns innerlich zu zerstören, und fordert uns auf, ihnen nicht nachzugeben. Epheser 5,5 geht sogar so weit, den Wunsch nach immer mehr Besitz mit Götzendienst gleichzusetzen und stellt Habgier auf die gleiche Stufe wie Unmoral und Unreinheit. Damit wird klar, dass ein Lebensstil, der auf die masslose Suche nach der Befriedigung menschlicher Begierde ausgerichtet ist, nicht dem Willen Gottes entspricht.

Ein einfacher Lebensstil
Was schlägt die Bibel dann vor? 1. Timotheus 6,6-10 öffnet uns eine neue Perspektive: Als Christ zu leben und zufrieden zu sein mit dem, was man hat, bringt grossen Gewinn. Das widerspricht der Logik der westlichen Gesellschaft, wo die menschlichen Wünsche als Werkzeug benutzt werden, um Gewinn zu erzielen. Zufriedenheit – das ist der Weg, den die Bibel weist. Paulus geht in Vers 8 sogar so weit, dass Nahrung und Kleidung genügen sollen. Können wir als westliche Christen noch zufrieden sein? Oder treibt uns das Bedürfnis nach mehr oder etwas Besserem? Konkret fordert uns Paulus auf, zwischen dem Notwendigen und einem ungesunden Überfluss zu unterscheiden. Zufriedenheit ermöglicht es, zu verzichten und einen einfachen Lebensstil zu finden, der sich auf das Notwendige beschränkt und sich über das freut, was Gott schenkt.

Die Vorteile eines einfachen Lebensstils
In der Bergpredigt (Matthäus 6,24-34) legt Jesus nahe, dass unser Festhalten am Besitz oft von der Sorge getrieben ist, uns könnte sonst etwas fehlen. Er zeigt auf, dass Gott sich um seine Kinder kümmert. Ein einfacher Lebensstil drückt das Vertrauen in diesen Gott aus. Ebenso wird dadurch deutlich, dass unsere höchste Priorität nicht der Wohlstand ist, sondern das Trachten nach dem Reich Gottes (Vers 33). Schliesslich führt ein einfacher Lebensstil auch zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung und mit anderen Menschen.

Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Schöpfung
Wenn alle Menschen auf der Erde so viel Ressourcen verbrauchen würden wie die Einwohner der reichsten Länder, wäre das Leben auf unserem Planeten bald unmöglich. Nun hat Gott uns aber nicht den Auftrag erteilt, die Erde zu zerstören, sondern sie zu bebauen und zu bewahren. 1. Mose 1,26-28 zeigt, dass Gott die Menschen zu seinen Vertretern auf der Erde gemacht hat. Folglich ist der Mensch dazu berufen, dieses «Verwaltungsmandat» nach dem Vorbild Gottes auszuüben und es auch vor ihm zu verantworten. Die Erde bleibt Gottes Eigentum, welches der Mensch geniessen, aber nicht zerstören oder ausbeuten darf. Alle sollen diese Schöpfung geniessen können, nicht nur ein kleiner Teil der Erdbevölkerung. Ein einfacher Lebensstil reduziert den Konsum. Ressourcen werden freigesetzt und andere können ihren Anteil auch erhalten. Somit können wir einen Beitrag leisten zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt.

Ein verantwortungsvoller Umgang mit anderen Menschen
Wenn wir uns entschliessen, unseren eigenen Konsum zu reduzieren, werden finanzielle, materielle oder sogar zeitliche Ressourcen frei, die wir grosszügig für bedürftigere Menschen zur Verfügung stellen können. Mehrere Gesetze des Alten Testaments wie das Sabbatjahr, das Jubeljahr oder der Zehnte zielten auf eine gerechte Verteilung der Ressourcen ab. Ein einfacher Lebensstil, der die Schätze nicht auf der Erde anhäuft, ermöglicht es, sie an die Ärmsten zu verteilen. Gleichzeitig werden damit Schätze im Himmel gesammelt (Matthäus 6,19-20). Plötzlich wird klar, warum wahrer Glaube an Gott, der mit Zufriedenheit einhergeht, ein grosser Gewinn sein kann (1. Timotheus 6,6).

Eine persönliche Entscheidung
Aber wie sieht denn ein einfacher Lebensstil aus? Zunächst einmal geht es nicht darum, sich selbst zu disziplinieren und zu leiden, um besser angesehen zu werden. Es geht vielmehr um die Wahl eines Lebensstils, der andere und die Ressourcen, die Gott uns zur Verfügung stellt, respektiert und der von Zufriedenheit und Dankbarkeit motiviert ist. 

Konkret kann sich dies auf vielfältige Weise äussern. Es gibt keinen Weg, der besser ist als der andere. Was für eine Person in einem bestimmten Kontext und zu einer bestimmten Zeit nützlich und gut ist, muss nicht unbedingt auch für jemand anders gelten. Anstatt den Lebensstil anderer zu verurteilen will ich mich fragen: Was ist in meiner Situation dran? Was ist in meinem Leben notwendig und was überflüssig? Um das zu beurteilen, brauche ich Unterscheidungsvermögen und die Leitung des Heiligen Geistes.