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Mission | März 2023


Wie lebt man verantwortungsvoll in Papua-Neuguinea?



Verantwortung für die Kinder
Gerne nehme ich euch mit in das Leben von Pastor Tomick. Er und seine Frau Selini haben vier Kinder und wohnen nun schon einige Jahre auf der Station Kassam. Sie kommen aus Bioka, ca. 20 km von hier entfernt, hinten am Yonki Stausee. Zwei ihrer Kinder sind schon in der Sekundarschule. Das bedeutet relativ hohe Kosten für ihre Schulung. 

Es ist erfreulich, wie die ganze Familie gemeinsam Verantwortung übernimmt, um diese Kosten zu tragen. Sie arbeiten gemeinsam im Garten und können ihre Ernte auf dem Markt verkaufen. Auf der Station haben sie den Vorteil, dass genügend Land brach liegt, das sie für Gärten brauchen dürfen. Der Pastorenlohn, den sie erhalten, würde wohl nicht mal für die Schulgebühren für zwei Kinder reichen – und man hat ja auch noch andere Auslagen! Wir können das Leben hier aber nicht mit den Verhältnissen in Zentraleuropa vergleichen. Hier ist praktisch jede Familie selbstversorgend – ausser in den Städten. Land ist vorhanden und ein Buschmesser und einen Spaten hat auch jeder! Verantwortung bedeutet hier oft harte körperliche Arbeit.

Verantwortung bei der Arbeit
Onas, Jessi und Tom* arbeiten schon einige Jahre mit im Kassam Training Center. Onas hat als Hilfsarbeiter angefangen, als Verantwortlicher fürs Rasenmähen. Nach einiger Zeit durfte er die Verantwortung für die Lehrlinge übernehmen. Seine Kinder sind schon erwachsen. Er arbeitet vorbildlich mit und ist auch Diakon in der Gemeinde auf der Station Kassam. 

Jessi ist nun seit einigen Jahren unser Pfleger des Umschwunges. Auch er scheint mit dem Herzen dabei zu sein. Er und seine Familie wohnen im Dorf Kapampa, ca. 30 Minuten zu Fuss von hier. 

Tom ist seit ca. 3 Jahren verheiratet. Sie haben vor Weihnachten ihr zweites Kind gekriegt. Er hat aber noch Schulden, weil er den Brautpreis für seine Frau noch nicht bezahlt hat. Das warf  ein schlechtes Licht auf ihn und er wollte uns aus Scham verlassen. Nun konnten wir einen Weg finden, dass er seinen Brautpreis doch noch zusammenzukriegt und uns in der Arbeit im Schreinerbetrieb mithilft.

Verantwortung auf PNG-Art
AlsLetztes noch eine Geschichte aus dem Lamari, die eine etwas andere Seite von Verantwortung übernehmen nach PNG-Art zeigt: Lindy*, die Tochter eines einheimischen Pastor, wurde ungewollt schwanger. Sie ist nicht verheiratet. Was passiert da? Natürlich war darüber niemand erfreut. Oft werden Kinder auch abgetrieben. Lindy hat das Kind aber geboren. Der Vater des Kindes ist ein noch lediger Mann, der PMVs fährt (Busse oder Kleinlastwagen zum Personentransport). Nun gab es grossen Druck vonseiten der erweiterten Familie von Lindy, die eine recht hohe Kompensationszahlung von diesem Fahrer und seinen Stammesgenossen einforderte. Das belastete unseren Pastor sehr. In solchen Fällen werden oft lauthals und unter Drohungen starke Forderungen vorgetragen.

Nach einiger Zeit wurde Lindys Familie dann eine ansehnliche Summe ausgezahlt. Aber wer erhält nun das Geld? Meist bekommen die Mutter und das Kind kaum etwas davon. Es geht an ihre Onkel und deren Familien. Ist das Verantwortung tragen? Sollte das Kind dann mal in die Schule gehen, müssten diese Verwandten dann auch wieder mithelfen, diese Kosten zu tragen. In diesem Fall gibt es eine neue Wendung: Die Familie des Fahrers, also des leiblichen Vaters, will das Kind bald mal übernehmen. So ist dann die Mutter wieder frei, einen andern zu heiraten. Verantwortung auf PNG-Art!

Ihr seht, es läuft auch hier vieles nicht rund. Verantwortung tragen ist oft verbunden mit Opfern, mit harter körperlicher Arbeit. Aber dort wo wir dies aus Liebe tun und im Wissen darüber, dass wir alle Dienste so tun dürfen, als würden wir sie für Jesus tun, gibt uns das Erfüllung und Freude (s. Kolosser 3,23).