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Thema | Dezember 2022 / Januar 2023


Das Wort Gottes ist gefährlich belebend

«Lesen gefährdet die Dummheit.» Diesen Spruch las ich vor vielen Jahren auf der Einkaufstasche eines Bücherladens. Auf einige Bücher wird dieser Spruch wohl zutreffen. Sie fördern das geistige Wachstum, indem sie Informationen und Wissen in die Köpfe der Menschen transportieren. Wenn man dann wiederum sieht, wie viele gebildete Menschen trotz allem Wissen sich weit weg von Sinn, Zweck und Ziel des Lebens befinden, dann stellt sich die Frage, welches Buch die wirkliche Dummheit gefährdet. Und darauf kann es nur eine Antwort geben.



Der Ursprung der Dummheit
Dietrich Bonhoeffer beschäftigte im Zweiten Weltkrieg die Frage, wie sein Land der Dichter und Denker nur so tief fallen konnte und so viel Leid auf dieser Welt verbreitete. Er musste feststellen, dass der Ursprung nicht in der Bosheit, sondern in der Dummheit der Menschen lag. Dummheit ist weniger ein intellektueller Defekt, sondern vielmehr ein moralisches Problem. Denn Dummheit entsteht dort, wo sich der Mensch widerstandslos einer Macht und deren fehlerhaften Botschaften hingibt. 

Erinnert diese Erkenntnis Bonhoeffers in seiner «Theorie der Dummheit» nicht stark an den Sündenfall? Auch dort haben sich zwei Menschen widerstandslos dem Bösen hingegeben und damit sich selbst, ihre Nachkommen und die ganze Schöpfung in die Verlorenheit gestürzt.

Die Lösung
Gott sei Dank, gibt es eine Lösung für dieses Problem. Jesus, der Sohn Gottes, wurde Mensch, um das Problem zu beseitigen, das durch die Dummheit der Menschen entstand. «Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch grosse Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids» (Lukas 2,10-11). Diese Botschaft wurde vor 2000 Jahren Hirten verkündigt, die in den Augen der Menschen als intellektuell dumm erschienen. Doch sie schenkten diesen Worten Glauben und wurden dadurch zu weisen Menschen. Sie suchten den Heiland und beteten ihn an.

Das Wort Gottes bewahren
An der Krippe begegnen wir einer weiteren Person, die im Volk nicht hoch angesehen war: Maria, die Mutter von Jesus. Die Hirten berichten ihr das, was die Engel ihnen verkündigt haben. Und auch sie schenkt diesen Worten ihren Glauben. Daraufhin lesen wir: «Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen» (Lukas 2,19). Maria kann und soll uns als Vorbild dienen, wenn es darum geht, wahre Weisheit zu erlangen. Bewahre das Wort Gottes in deinem Herzen und denke darüber nach!

Warum sollte man es bewahren?
Warum aber sollte man das Wort Gottes bewahren? Weil es uns Jesus vorstellt! Maria bewahrte die Worte, die sie von den Hirten hörte, die diese wiederum von den Engeln Gottes erhalten hatten. Die Botschaft war, dass das Baby in der Krippe der Gesalbte, der Sohn Gottes sei, der die Menschen erretten werde. Es war gut, dass Maria diese Worte behielt, denn dadurch wusste sie, wer Jesus war.

Er war kein normaler Mensch, der später mal bei seinem Vater den Zimmermannsberuf erlernen und sich ein schönes Leben machen würde. Nein, Jesus ist mehr! Er ist Sohn Gottes, der Retter dieser Welt.

Dieses Wissen half Maria später, als sie ihren Sohn gehen lassen musste. Er hatte einen grossen Auftrag, den er zu Ende bringen musste. Deshalb behielt sie ihn nicht zurück, sondern liess ihn gehen und unterstützte ihn auch auf diesem Weg, wie man bei der Hochzeit in Kana (Johannes 2) beobachten kann. Das Wort Gottes zu bewahren hilft dabei, sich Jesus vor Augen zu halten!

Der Apostel Paulus schrieb an die Römer in Kapitel 15,4: «Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.» Er beschreibt hier die Auswirkung davon, was passiert, wenn wir Jesus vor Augen haben: Hoffnung im Leben und im Sterben!

Es ist doch gerade dieser Jesus, der durch sein Leiden und Sterben am Kreuz die grösste Not des Menschen ausgeräumt und durch die Auferstehung ewiges Leben möglich gemacht hat. «Gott, der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?» So die Feststellung des Paulus, nachdem er über eben dieses Werk von Jesus in Römer 8 nachgedacht hat. Grundlage aller Hoffnung und allen Trostes ist also Jesus. Diesem Jesus begegnen wir im geschriebenen Wort Gottes. Eben deshalb ist es gut, dieses Wort im Herzen zu bewahren. Es verändert mich.

Wie kann ich es bewahren?
Meistens ist dies leichter gesagt als getan. Wie kann das Wort Gottes gut im Herzen bewahrt werden? Zunächst einmal können wir auch hier wieder von Maria und den Hirten lernen: Sie hören das Wort! Der erste Schritt ist also relativ einfach. Lass das Wort Gottes zu dir sprechen, durch eine Predigt, aber auch durch das persönliche Lesen. Denn der Umgang prägt! Dich einfach mal mit dem Wort Gottes beschäftigen, dich dafür interessieren, wird dich nicht unberührt lassen. Je regelmässiger, desto schneller wirst du die Zusammenhänge verstehen, und je intensiver, desto tiefer wirst du in die Bibel einsteigen. Nimm dir Zeit für das Wort Gottes. Lies es nicht nur wie ein Buch, sondern nimm dir einen kurzen Abschnitt vor, lies diesen öfters durch und beobachte den Text mit den W-Fragen. Adolf Schlatter hat dies den «Seh-Akt» genannt. Einfach lesen und beobachten und so die Schätze aus dem Wort Gottes ausheben.

Der nächste Schritt, um das Wort Gottes zu verinnerlichen, ist, dass man das Wort auswendig lernt. Auswendig lernen ist eine Tugend, die wir heute durch die Digitalisierung leider etwas verloren haben. Wenn man etwas nicht weiss, googelt man schnell und schon hat man das Ergebnis. Man ist nicht mehr so häufig darauf angewiesen, etwas auswendig im Kopf zu wissen. Um Jesus wirklich vor Augen zu haben und seine Worte im Herzen zu bewegen, reicht es leider nicht, sie auf dem Handy zu haben.
Deshalb tut es gut, einzelne Verse, aber auch ganze Abschnitte auswendig zu lernen.

Wahrscheinlich bist du dafür genauso unmotiviert wie ich? Super, dann sind wir schon zu zweit! Es kann ein sehr hilfreicher Weg sein, sich zu zweit oder auch in einer kleinen Gruppe zusammenzuschliessen und gemeinsam das Wort Gottes auswendig zu lernen. Warum nicht mit einem Freund, dem Partner oder auch mit dem Hauskreis einfach mal gemeinsam Römer 8,31-39 über mehrere Wochen Stück für Stück auswendig lernen und verinnerlichen? Sicherlich gewinnst du dadurch eine riesige Stütze für die nächste Lebens- und Glaubenskrise.

Hoffnung, Kraft und Weisheit bekommen wir nur durch das Wort Gottes, denn darin begegnen wir dem Mensch gewordenen Sohn Gottes Jesus Christus.

W-Fragen als Hilfe zum Verständnis eines Bibeltextes:

  • Wer ist der Handelnde?
  • Wo spielt es sich ab?
  • Wann ist es passiert? 
  • Was ist passiert?
  • Wie ist es abgelaufen?
  • Warum musste es geschehen?
  • Welche Folgen hat es für mich?

Die W-Fragen eignen sich vor allem dazu, Geschichten zu verstehen. Um diese Fragen beantworten zu können, braucht man kein tiefergehendes Bibelwissen, deshalb können sie auch beim Bibellesen mit Nicht-Christen eine grosse Hilfe sein. Probiere es aus!